Die Verhandlungsgemeinschaft Zeitarbeit (VGZ) und die Tarifgemeinschaft Leiharbeit des DGB haben ein neues Tarifpaket verabschiedet, bestehend aus Mantel-, Entgelt- und Entgeltrahmentarifvertrag. Das Paket sieht eine jährliche Anhebung der Tariflöhne in der Zeitarbeit jeweils zum 1. April vor. Außerdem haben sich die Tarifpartner darauf geeinigt, die Löhne im Tarifgebiet Ost auf das Westniveau anzuheben. Dies soll bereits zum April 2021 umgesetzt werden. Zeitarbeitnehmer in den neuen Bundesländern erhalten auf dem Weg dahin bereits im Oktober dieses Jahres eine zusätzliche Lohnerhöhung.
Die Tarifangleichung in Ost und West erfolgt damit in der Zeitarbeit früher als in vielen anderen Branchen. Schon bisher lag der Lohn für die unterste Entgeltgruppe (Tätigkeiten ohne Berufsausbildung) in Ost und West über dem gesetzlichen Mindestlohn. Nun entfernt sich die Entlohnung in der Zeitarbeit weiter in großen Schritten vom deutlich niedrigeren Mindestlohn. Dies passiert flächendeckend, denn keine andere Branche hat eine so hohe Tarifverbreitung (über 99%) wie die Zeitarbeit. Hier gibt es auch keine Ausnahmeregelungen, wie sie in anderen Branchen üblich sind, wo Langzeitarbeitslose in den ersten sechs Monaten oder etwa Jugendliche in Ferien- und Aushilfsjobs unter dem gesetzlichen Mindestlohn entlohnt werden.
Neben dem Lohn werden auch der Urlaubsanspruch sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhöht.
Die Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite betonen, dass es nicht nur eine langfristige Verhandlung war, sondern dass man den Gewerkschaften so weit als möglich entgegengekommen ist. Sven Kramer, Verhandlungsführer der VGZ, betonte: „Dabei sind wir den Gewerkschaften bei ihren Entgeltforderungen soweit entgegengekommen, wie es die derzeitige wirtschaftliche Lage zulässt.“
Uwe Beyer, stellvertretender Verhandlungsführer VGZ und BAP-Vorstandsmitglied hob hervor, dass man zwar ein anspruchsvolles Ergebnis erzielt hat, dieses gäbe der deutschen Wirtschaft und insbesondere den Unternehmen und Mitarbeitern aber „auch wieder 3 Jahre Planungssicherheit, was angesichts der gegenwärtigen und zukünftigen Unsicherheitsfaktoren von großem Wert ist.“
Ähnlich bewertet auch Andreas Nusko, Geschäftsführer von Franz & Wach Personalservice, den Tarifabschluss. „Unsere Kunden in ganz Deutschland legen großen Wert darauf, eine möglichst hohe Planungssicherheit für Produktions- und Personalkosten zu erhalten. Dafür sind stabile Tarifverträge eine wichtige Grundlage. Dass Zeitarbeitnehmer immer mehr verdienen, ist auch eine Anerkennung der wertvollen Leistung, die sie für die Betriebe und die deutsche Wirtschaft leisten. Wobei wir aus eigener Erfahrung sagen müssen, dass die Tariflohnkosten nur im unqualifizierten Bereich eine Rolle spielen. Fachkräfte verdienen bei uns auch in der Zeitarbeit schon längst über Tarif, nämlich gängige Marktpreise. Hier ändert sich also vor allem die Zahl der Urlaubstage durch den neuen Tarifabschluss.“